Homosexuell in Deutschland Welche Bundesländer sind besonders schwulenfreundlich?
Zum ersten Mal hat sich die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) mit dem Thema LGBTI* in Deutschland befasst und auf rund 160 Seiten einen umfassenden Bericht zur Lage in der Bundesrepublik vorgelegt. Dieser untersuchte die rechtlichen und politischen Fortschritte auf dem Weg zur Gleichstellung von LGBTI*-Menschen in Deutschland.
Im Fokus dabei waren die Lebenssituation von Homosexuellen und queeren Menschen, Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen, die geistige und körperliche Gesundheit sowie das Wohlbefinden von LGBTI*-Menschen. Einziger Wehrmutstropfen dabei ist, dass die OECD die Studie bereits 2019 durchgeführt aber erst jetzt veröffentlicht hat – die Datenlage ist also bereits rund drei Jahre alt.
Wer hat noch Probleme mit Homosexuellen?
Allerdings untersuchte die OECD auch die Situation in den einzelnen Bundesländern in Deutschland – dabei zeigten sich durchaus Unterschiede. Bei der Umsetzung eines nationalen Aktionsplans für mehr LGBTI*-Gleichberechtigung führen Baden-Württemberg, Berlin, Bremen und Nordrein-Westfalen. Schlusslichter sind das Saarland, Niedersachen und Mecklenburg-Vorpommern. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern positioniert sich Deutschland im Mittelfeld bei der Frage, ob heterosexuelle Menschen Probleme mit Homosexuellen haben.
Zwei-Drittel der Bundesbürger haben keinerlei Bedenken, das entspricht etwa dem europäischen Durchschnitt. Höhere Zustimmungswerte für die Gay-Community gibt es in neun Ländern, darunter die Niederlande, Schweden, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Dänemark und Belgien. Mehr Probleme mit Homosexuellen haben unter anderem hingegen Menschen aus Ungarn, Polen, Litauen aber auch Österreich. Mit Blick auf die Bundesländer bezüglich derselben Frage führen Bremen, Berlin und Schleswig-Holstein. Am wenigsten mit Homosexuellen können die Menschen im Saarland und Sachsen-Anhalt anfangen.
LGBTI*-Menschen fühlen sich diskriminiert
Insgesamt gesehen haben inzwischen 59 Prozent der Deutschen kein Problem mehr damit, wenn sich ihr Kind als homosexuell outet. Rund die Hälfe der LGBTI*-Menschen (58 %) fühlt sich trotzdem nach wie vor diskriminiert, etwas jeder Dritte hat auch in einem Zeitraum von fünf Jahren physische oder sexuelle Gewalt erlebt. Die generelle Lebenszufriedenheit ist dabei zehn Prozent geringer unter LGBTI*-Menschen als in der Gesamtbevölkerung.
Mehr Einsatz bei Hass und Gewalt gegen LGBTI*
In einigen Kritikpunkten könnte der drei Jahre alte Bericht inzwischen bereits veraltet sein, die generelle Kritik an mehr Antidiskriminierungs- und Antigewaltgesetzen dürfte allerdings auch heute noch Bestand haben. Ebenso die Forderung nach einer Ergänzung des Grundgesetzes um den Passus der “sexuellen Orientierung“ als besonders schützenswerte Gruppe. Auch zeigt sich damals wie heute, dass je nach Bundesland mehr gegen LGBTI*-Hasskriminalität getan werden könnte.